Bouvard & Pécuchet

Archäologien des Lesens

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Die Freiheit, frei zu sein

Hannah Arendt: Die Freiheit, frei zu sein (~1967/2018)

Hannah Arendt: Über die Revolution (1965)

„Die Freiheit, frei zu sein“ – dieser schmale, nur 35 Seiten lange Essay ist wahrscheinlich eine der ungewöhnlichsten Neuerscheinungen in der Sphäre des aktuellen Mai-68-Jubiläums. Und doch überrascht es, dass dieser Bezug weder vom Verlag noch im Nachwort von Thomas Meyer hergestellt wird, obwohl er sich fast schon aufdrängt: Es handelt sich um einen Vortrag, der erstmals aus dem Nachlass von Hannah Arendt veröffentlicht wurde, wahrscheinlich 1967 entstanden ist und im selben Jahr an der Universität von Chicago gehalten wurde.

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Literatur, die zu Hause bleibt

Josef Bierbichler: Mittelreich (2011)

„‘Wenn ein Buch wirklich gut ist, dann erreicht es jeden, überall auf der Welt‘, erklärt mir eine der Leiterinnen des Edinburgh Book Festival. ‚Es ist interessant‘, sage ich zu ihr, ‚dass dieser Glaube an den universellen Reiz guter Literatur so wunderbar mit den Bedürfnissen der Wirtschaft harmoniert. Je besser ein Buch ist, je mehr es über seinen lokalen Kontext hinausgeht, desto mehr Leute werden es weltweit kaufen.‘ Der universalistische Ansatz verlangt, dass wir ein leicht kommunizierbares, allgemeines Element herauspicken oder entdecken – ungleiche Machtverhältnisse, existenzielle Ängste oder einen Schlüsselgedanken, der alle Menschen betrifft –, und sagt uns, dass dieses Element das Wesentliche an einem Kunstwerk ist, und nicht die Art und Weise, wie das Werk sich mit seiner Ursprungskultur beschäftigt. Aber was ist, wenn die Qualität einiger guter Kunstwerke gerade in ihrer Beziehung zum Lokalen und Zeitgenössischen liegt, zu dem Leben, das ihnen mitgegeben wurde, um hier und jetzt erfahren zu werden?“

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Baskenland

Der folgende Beitrag ist Teil der Rubrik “Grabungsfelder“, in der ich mehrere Lektüren in einen breiteren thematischen Zusammenhang  stelle.

Meine Beschäftigung mit diesem rebellischen Nest inmitten des grünen spanischen Nordens ist noch jüngeren Datums und geht zurück auf eine Reise im September 2016. Eine kulinarische Fährte dorthin war schon in Barcelona gelegt worden, wo das Restaurant „Bilbao“ im Stadtteil Gracia unmissverständlich klar macht, dass die Basken es mit den Tapas allemal aufnehmen und noch viel mehr als nur Pintxos zubereiten können. Bei aller Traditionsfixiertheit scheint es – verglichen mit den freiheitsliebenden Katalanen – im Baskenland zum Thema Unabhängigkeit in den letzten Jahren eher still geworden zu sein. Und Angst vor baskischen Terroristen muss man inzwischen auch nicht mehr haben.

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Flaschenpost aus 1942

Irène Némirovsky : Suite française (2004)

Selten dürfte es in der Literaturgeschichte vorgekommen sein, dass eine Schriftstellerin gleich zweimal über Nacht berühmt wurde: in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts und siebzig Jahre später noch einmal posthum: 2004 taucht Irène Némirovskys unveröffentlichtes Romanfragment Suite française von 1942 auf wie Flaschenpost aus einer anderen Zeit und konfrontiert Frankreich mit einem der dunkelsten Kapitel seiner eigenen Vergangenheit.

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„E-Books sind für Erwachsene“

Die Frage „gedrucktes Buch oder E-Book?“ ist eine Glaubensfrage, die leidenschaftliche Leserinnen und Leser zehn Jahre nach dem Durchbruch des E-Readers immer noch ähnlich stark bewegt wie die Frage „bio oder industriell?“ den bewussten Konsumenten. Die Romantiker unter ihnen zelebrieren Haptik und Optik des klassischen Buches. Die Technikaffinen setzen auf Komfort, Barrierefreiheit und elektronischen Minimalismus beim Lesen, jedenfalls solange der Akku reicht.

2012 habe ich mir meinen ersten E-Book-Reader zugelegt, fünf Jahre später den zweiten. Noch immer lese ich sowohl gedruckte Bücher als auch elektronische, denn gerade für fremdsprachiges Lesen bieten letztere Vorzüge, die ich nicht mehr missen möchte. Allerdings geht es mir hier nicht um die Vor- oder Nachteile der beiden Medien, sondern um eine ganz andere Frage: Spielt es eine Rolle, ob man den Inhalt eines Buches in gedruckter Form oder in Gestalt der Pixelkompositionen von liquid crystals oder E-Ink zu sich nimmt?

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Frankreich gegen Frankreich

Wolfgang Matz: Frankreich gegen Frankreich. Die Schriftsteller zwischen Literatur und Ideologie (2017)

Als sich Anfang 2013 die Sympathisanten der „Ehe für alle“ auf den Straßen von Paris mit den mobilisierten Massen der konservativen „Demo für alle“ konfrontiert sahen und diese Begegnungen sogar in Handgreiflichkeiten ausarteten, wurde wieder einmal sichtbar, wie tief die ideologischen Gräben sind, die die französische Gesellschaft spalten: Hier der Geist der Freiheit in der Tradition von 1789, dort die alteingesessene nationale, katholische Rechte. Es war ein fernes, aber nicht minder spürbares Nachbeben dessen, was in der französischen Revolution bereits Ende des 18. Jahrhunderts zum Ausbruch gekommen war und das Land bis heute prägt.

Warum es in den letzten 200 Jahren nahezu unmöglich war, diese beiden Pole zu versöhnen, erklärt Wolfgang Matz in seinem hervorragenden Essay. Vom ausgehenden 19. bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts, also über zwei Weltkriege und deren Vorläufe hinweg, spürt er dem gesellschaftlichen Klima in Frankreich im Spiegel seiner intellektuellen Debatten nach. Dabei setzt er sich mit Texten und teils auch mit Schriftstellern auseinander, die in Deutschland nur wenig bekannt sind.

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„Drôle de guerre“

Der folgende Beitrag ist Teil der auf Bouvard & Pécuchet neu eingerichteten Rubrik „Grabungsfelder„, in der ich mehrere Lektüren in einen breiteren thematischen Zusammenhang  stelle.

Die „Drôle de guerre“ und ihre Folgen

Frankreich zwischen Anpassung und Widerstand (1939-45)

Es ist nicht selbstverständlich, dass der deutsch-französische Freundschaftsvertrag schon seit 1963 Bestand hat, sondern Ergebnis des erklärten Willens beider Länder, nach Jahrhunderten kriegerischer Auseinandersetzungen zu einem gedeihlichen nachbarschaftlichen Verhältnis zu finden, das vorausblicken lässt. Heute hofft man auf die beiden Länder im Zentrum Europas als Motor des Einigungsprozesses. Gerade auch politisch scheint angesichts der aktuellen, oft länderübergreifenden Krisen eine stabile Mitte unverzichtbar: steigende Arbeitslosigkeit, Flüchtlinge, Terror und vielerorts ein gefährlicher gesellschaftlicher Rechtsruck sind akute Probleme, die gemeinsam gelöst werden wollen.

Appelle an nachbarschaftliches Einvernehmen erscheinen umso zwingender, wenn man zurückblickt auf die gemeinsame Geschichte: Zwischen dem 18. und dem 20. Jahrhundert überstürzten sich die Konflikte zwischen Deutschland und Frankreich: In nicht weniger als sechs Kriegen fanden mehrere Millionen Angehörige beider Nationen den Tod. Der letzte dieser Kriege kam nicht überraschend und doch wurde er von französischer Seite unterschätzt. Das was als „drôle de guerre“ („komischer Krieg“) zunächst scheinbar harmlos begann, wuchs sich zu einem neuerlichen Weltkrieg aus. Und vielleicht ist es eine böse Ironie der Geschichte, dass führende gesellschaftliche Kreise Frankreichs, des Ursprungslands der Menschen- und Bürgerrechte, sich im Verlauf dieses Krieges von den Interessen Hitlers und der Nationalsozialisten nicht ganz unfreiwillig vereinnahmen ließen.

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Wenn Schüsse widerhallen

Edurne Portela: El eco de los disparos. Cultura y memoria de la violencia (2016)

Seit Mitte September erhitzt eine provokante Netflix-Werbeaktion die baskischen Gemüter. Mitten in der Altstadt von San Sebastian zeigt ein gigantisches Plakat auf schwarzem Hintergrund den Schriftzug „Yo soooy españooool, españoool, españoooool.“ („Ich bin Spanier, ….“). Die „Spanier“ sind allerdings mit blutroter Farbe durchgestrichen. Gegenstand der umstrittenen Werbung ist die am 12. Oktober angelaufene Netflixserie Fe de etarras1, eine Komödie, die im Jahr 2010 spielt und den nationalen Freudentaumel über den spanischen Fußball WM-Sieg überblendet mit der Darstellung eines Häufchens letzter ETA-Terroristen in der Warteschleife vor dem Befehl zum Losschlagen.

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Frankreich reloaded

Nils Minkmar: Das geheime Frankreich. Geschichten aus einem freien Land (2017)

Gerade rechtzeitig zur Buchmesse scheint sich Frankreich – diesmal Ehrengast – wieder ein wenig erholt zu haben. Nach schwierigen Jahren für die französische Wirtschaft mit steigenden Arbeitslosenzahlen, islamistischem Terror, einem bedrohlichen gesellschaftlichen Rechtsruck und unverkennbaren Dekadenzsymptomen der politischen Klasse hofft nun auch Nils Minkmar – Kulturjournalist mit deutsch-französischem Pass – auf Besserung und freut sich im Epilog seines neuen Buches über den mit Emmanuel Macron aufkommenden Rückenwind für Europa.

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Katalanischer Gatsby

Mercè Rodoreda: Der Garten über dem Meer (1966)

„Wissen Sie, wer Mercè Rodoreda war?“, fragte Gabriel García Márquez in der spanischen Tageszeitung El País, wo er 1983 ein hymnisches Lob auf die damals noch wenig bekannte Grande Dame der katalanischen Literatur sang. Bedauerlicherweise kann man diese Frage außerhalb Spaniens vermutlich heute noch stellen. Dabei könnte uns eine Beschäftigung mit der katalanischen Literatur die aktuelle Diskussion um eine politische Unabhängigkeit Kataloniens durchaus ein wenig näher bringen. Der Nobelpreisträger selbst beteuerte jedenfalls, Katalanisch gelernt zu haben, um Rodoredas berühmtestes Buch (Auf der Plaza del Diamant, 1962) im Original zu lesen, eines der angeblich besten Bücher, die je über den Spanischen Bürgerkrieg geschrieben wurden. Dem Mare-Verlag ist es jetzt zu verdanken, dass uns in einer bibliophilen Ausgabe auch ein weniger bekanntes Spätwerk Rodoredas zugänglich ist: Der Garten über dem Meer (Jardí vora el Mar, 1966).

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Trügerisches Idyll

August Strindberg: Das rote Zimmer (1879)

Nämdö ist eine mittelgroße Insel am westlichen Rand der schwedischen Schärengärten, etwa 50 km von Stockholm entfernt. Mit dem Postschiff der Waxholmsbolaget dauert die Anreise vom Festland aus etwa zwei Stunden. Dafür wird der Reisende dann auch belohnt, denn er findet dort alles was er sucht: Üppige Natur, ein paar einsam verstreute, rot getünchte Holzhäuschen, ein staatliches Spirituosengeschäft („Systembolaget“) und seine Ruhe.

Als wir im Sommer dort waren, hatte ich freilich nicht damit gerechnet, dass dieses gottverlassene Fleckchen Erde längst schon literarisch verewigt ist, und zwar in einem schwedischen Klassiker, den ich mir als Reiselektüre eingepackt hatte: August Strindbergs Röda Rummet (Das rote Zimmer, 1879). In einem der letzten Kapitel dieses Romans wird das unscheinbare Nämdö zur Projektionsfläche für Strindbergs frühe Kritik an einem industriellen Spekulantentum, das noch nicht einmal vor der unschuldigsten aller Sommerfrischen zurückschreckt.

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Auf den Schultern von Riesen

„Nos esse quasi nanos gigantum umeris insidentes“

…meint Bernhard von Chartres schon im 12. Jahrhundert: „Wir sind wie Zwerge und wir sitzen auf den Schultern von Riesen“. Er schuf damit ein Bild für die Situation von Wissenschaftlern, die als Nachgeborene immer schon über einen besonderen Erkenntnisvorsprung verfügen, weil sie auf all dem aufbauen können (oder müssen), was ihre Vorgänger bereits erschlossen haben. In Bernhards mittelalterlicher Scholastik waren das noch die klassischen Denker der griechischen Antike und ihre lateinischen Interpreten. Der Gedanke selbst ist allerdings zeitlos und er trifft nicht nur auf die Geschichte der Wissenschaften zu, sondern auch auf Sprache und Literatur

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Schreiben zwischen den Geschlechtern

Anne Garréta: Sphinx (1986)

Können wir Intersubjektivität jenseits der Kategorien von männlich und weiblich denken? Ist es möglich, jenseits des binären Geschlechterverständnisses, das unser Leben bis in seine leisesten Manifestationen hinein dominiert, zu lieben und zu schreiben? Anne Garréta war nicht nur ihrer Zeit sondern auch unserer Gegenwart weit voraus, als sie diesen Versuch 1986 mit ihrem ersten Roman Sphinx wagte.

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An die Denkerinnen unter den Kunstrezipienten

Georg W. Bertram: Kunst. Eine philosophische Einführung (2016)

Von Picassos Frauenportraits haben manche noch heute die Kraft, eine Soiree zu sprengen. In Jasmina Rezas Drama Art geht eine langjährige Freundschaft am Streit über den kostspieligen Erwerb eines zeitgenössischen „weißen Bildes mit Steifen“ in die Brüche. Und das legendäre Literarische Quartett (ZDF) wurde um die Jahrtausendwende vom deutschen ‚Literaturpapst‘ Marcel Reich Ranicki und der österreichischen Kritikerin Sigrid Löffler selbst an die Wand gefahren – aufgrund unüberbrückbarer Differenzen im ästhetischen Urteil über Haruki Murakamis Gefährliche Geliebte.

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Chilenisches Chamäleon

El color del camaleon (Belgien, Chile 2016)

Es erinnert an narrative Verfahren der Traumatherapie, was der belgische Regisseur Andrés Lübbert in diesem Dokumentarfilm mit seinem Vater inszeniert. Die Produktion wurde im Rahmen des 32. Münchner Dok.fest 2017 gezeigt und gilt als einer der Favoriten für den Publikumspreis.

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Aux origines de la décroissance ist ein interessantes Editionsprojekt aus dem Umfeld von La Décroissance, einer der konsequentesten mir bekannten wachstumskritischen Zeitschriften, die nun schon seit 2004 standhaft durchhält. Drei französischsprachige Verlage, L’écosociété (Québec), L’échappée und Le pas de côté haben sich hier zusammengetan und ein erfolgreiches Dossier der Zeitung zu einer Anthologie ausgeweitet. Vorgestellt werden 50 Pioniere (darunter auch ein paar Pionierinnen) des wachstumskritischen Denkens – von Edward Abbey und Hannah Arendt über Albert Camus und Ivan Illich bis hin zu Henry David Thoreau, Leo Tolstoi und Simone Weil. Den Beiträgen vorangestellt ist jeweils ein markantes Portrait in Radierung, gefolgt von einer Seite mit ausgewählten Zitaten und wichtigen bibliographischen Hinweisen. Den Kern bildet jeweils eine etwa vierseitige pointierte Zusammenfassung von Leben und Bedeutung der vorgestellten Person für das Postwachstumsdenken. Wunderbare Appetithäppchen zum Einstieg ins Thema!

Der Soziologe Stefan Lessenich nähert sich in Neben uns die Sintflut. Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis (Hanser, 2016) dem Thema Postwachstum aus der kapitalismus- und globalisierungskritischen Perspektive sowie aus der Sicht der Nord-Süd-Kritik. Packend geschrieben und zugleich schwer verdaulich ist seine Diagnose der kapitalistischen Zentren der Welt als imperialistische Ausbeutungsgesellschaften, deren Wohlstand, Freiheiten und Lebensstil seit Jahrhunderten durch Auslagerung, durch eine Externalisierung der sozialen und ökologischen Kosten an die Länder des globalen Südens erkauft worden sei. Stabilisiert werde dieses Moment struktureller Gewalt durch das, was er als „Externalisierungshabitus“ bezeichnet: eine systematische Strategie des Ausblendens, des Nicht-wissen-Wollens und sich (notfalls gewaltsamen) Abgrenzens der privilegierten Gesellschaften, in der Lessenich die Prinzipien der Aufklärung selbst pervertiert sieht. Zugleich warnt er eindringlich vor den Folgen des weltgeschichtlichen Bumerang-Effekts, der den globalen Norden schon jetzt mit den Folgewirkungen seines Handelns konfrontiert.

Obwohl in vielen Belangen sicher treffend und aufrüttelnd, wird dieses Buch am schwersten wohl für all diejenigen verdaulich sein, die sich innerhalb der kapitalistischen Zentren selbst an den Rand gedrängt sehen.

Einen fundierten Einblick in das im deutschen Sprachraum bislang noch wenig systematisierte Feld von Degrowth/Postwachstum präsentieren Matthias Schmelzer und Andrea Vetter. Sie forschen in den Bereichen Wirtschaftsgeschichte und Kulturanthropologie und engagieren sich beide im Rahmen des Konzeptwerks neue Ökonomie aktiv zu Postwachstumsthemen. In ihrer Einführung definieren sie ihren Gegenstand sensibel im Spiegel verschiedener europäischer Traditionsstränge (Postwachstum/Degrowth/Décroissance). Sie zeigen ferner auf, wie die unterschiedlichen wachstumskritischen Perspektiven (ökologisch, sozial-ökonomisch, kulturell, kapitalismuskritisch, feministisch, industrialismuskritisch, Süd-Nord) bei aller vordergründigen Disparatheit sinnvoll zusammenlaufen und sich wechselseitig ergänzen können. Die Frage nach den Trägern des Wandels und den notwendigen Transformationsstrategien wird ebenso thematisch wie auch eine abschließende kritische Selbstreflexion, die zentrale Schwachstellen des Konzepts offenlegt und dadurch den Boden bereitet für eine Schärfung des Profils dieses noch jungen Forschungszweigs. Viele der hier im Grabungsfeld „Selbstbegrenzung“ aufgeführten Titel sind mir in dieser hervorragenden Einführung wieder begegnet und lassen sich dadurch in einen übergreifenden Kontext einordnen. Bei der Lektüre dieser Junius-Einführung (2019) wird klar, dass Postwachstum mehr ist als ein Nischenthema für ‚ökisch‘ angehauchte Weltverbesserer.