Wie viele zwischenmenschliche Beziehungen – zu Freunden, Verwandten, aber auch Partnern – gehen im Laufe eines Lebens verloren? Lose Kontakte verflüchtigen sich oft stillschweigend, heute vermutlich weniger bedingt durch trennende Entfernungen, als durch chronischen Mangel an Zeit oder an dem was tiefer verbinden könnte. Daneben gibt es aber auch die einschneidenden Erfahrungen, den Bruch, der einer oft langjährigen Beziehung ein jähes und schmerzliches Ende bereiten kann. Selten ist mir eine so plastische und – aus meiner Sicht auch treffende – Beschreibung des Bruchs in zwischenmenschlichen Beziehungen begegnet wie bei dem baskischen Schrifsteller Kirmen Uribe:
Las rupturas no llegan de repente, acostumbran a ser consecuencia de una herida que lleva tiempo abierta. Como en los terremotos, las capas interiores de la tierra presionan en silencio, una contra otra, hasta que, en un momento dado, desgarran la corteza terrestre. La razón de la ruptura, la causa más profunda, tampoco solemos verla con claridad hasta que ha pasado un tiempo. Y pocas veces suele ser única – un solo desencuentro, una sola riña – la razón que provoca todo ese terremoto. Además, con el paso del tiempo, aquella razón que tanto nos ofendió se va difuminando, va perdiendo sus aristas, igual que las figuras de las portadas góticas, y ya no nos hace sufrir tanto. (Übersetzung)
(Kirmen Uribe: „Lo que mueve el mundo“)
Der gegen Ende des Absatzes etwas überraschend auftauchende Vergleich des verblassenden Schmerzes mit den konturlos gewordenen Skulpturen eines gotischen Portals dürfte eine versteckte Hommage an Marcel Proust sein. Auch in Prousts Auf der Suche nach der verlorenen Zeit spielt das Thema Verlust und die Frage nach den Möglichkeiten seiner Bewältigung eine Schlüsselrolle.
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