Maike Weißpflug: Hannah Arendt. Die Kunst, politisch zu denken (2019)
Es gibt Schriftsteller oder Denkerinnen, auf die man im Laufe eines Leselebens immer wieder zurückkommt, weil sie ebenso faszinierend wie fordernd sind. Hannah Arendt zählt bei mir dazu. Es ist kein müheloser Lesefluss, der sich bei der Arendt-Lektüre einstellt. Manche Sätze und wohl die meisten ihrer Texte wollen mehrfach gelesen werden, bis sich das Gemeinte erst richtig – oder überraschend neu – erschließt. Immer aber ist es ihr Scharfsinn, der dem einmal formulierten Gedanken im nächsten Moment schon eine neue Wendung gibt, ihre intellektuelle Unabhängigkeit, ihr Mut, sich zwischen alle Stühle zu setzen und dabei auch einmal falsch zu liegen, was den besonderen Reiz der Arendt-Lektüre ausmacht.